B12
Die Zahl der Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, nimmt zu, und damit wird auch Vitamin B12 immer häufiger in der Öffentlichkeit thematisiert. Da B12 fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln, wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milch vorkommt, kann es bei veganer Ernährung zu einer Unterversorgung kommen. Auch Resorptionsstörungen, die mit zunehmendem Alter häufiger werden, können zu einer Unterversorgung führen.
Vitamin B12 ist ein Sammelbegriff für eine strukturell verwandte Gruppe von Vitameren, welche einen tetracyclischen Corrin-Ring um ein Cobalt-Zentralatom, sowie 5,6-Dimethylbenzimidazol als unteren Liganden aufweisen. Die einzelnen Vitamere unterscheiden sich in der Struktur ihres oberen Liganden: die vier Hauptvitamere sind Adenosylcobalamin, Methylcobalamin, Hydroxocobalamin und Cyanocobalamin.
Adenosylcobalamin und Methylcobalamin nehmen als Cofaktoren für zwei Enzyme, die an der DNA-Synthese und Reparatur, sowie dem Metabolismus von ungeradzahligen Fettsäuren und verzweigtkettigen Aminosäuren beteiligt sind, eine entscheidende Rolle im menschlichen Stoffwechsel ein. Hydroxocobalamin und Cyanocobalamin sind selbst nicht als Cofaktoren wirksam, können jedoch in die bioaktiven Formen überführt werden. Cyanocobalamin wird als stabilstes Vitamer häufig veganen Fleisch- oder Milchersatzprodukten zugesetzt. Durch die zentrale Rolle, welche Vitamin B12 im Stoffwechsel einnimmt, kommt es bei einem Mangel zu verschiedenen Symptomen, wie einer megaloblastären Anämie oder einer Schädigung des zentralen Nervensystems, was zu neuropathischen Symptomen, wie beispielsweise der Störung der Bewegungskoordination, aber auch zu psychiatrischen Störungen wie Gedächtnisstörungen oder Psychosen führen kann.
Der Großteil der literaturbekannten Analysemethoden überführt alle B12-Vitamere mittels einer Cyanidierung in das stabilere Cyanocobalamin und bestimmt so den Gesamtgehalt an Vitamin B12. Die natürliche Verteilung der einzelnen Vitamere in Lebensmitteln ist dementsprechend weitgehend unbekannt. Am Lehrstuhl für Analytische Lebensmittelchemie werden die Gehalte der vier Hauptvitamere mittels Stabilisotopenverdünnungsanalyse und 15N-markierten internen Standards einzeln bestimmt, was einen genaueren Blick in die Vitamerenverteilung liefert.
Unsere bisherigen Projekte umfassten die Biosynthese von 15N-markierten Standards für die vier B12-Hauptvitamere, sowie die Bestimmung der Vitamerenverteilung in Leber und Fleisch.